Bekanntlich sind die Damen in die wesentlich schwierigere Gauliga aufgestiegen. Hier nun der Bericht des Trainers, dem man genau entnehmen kann, wie viel Erfahrung es braucht um gegen starke Konkurrenz zu bestehen:
"Der erste Wettkampf in der höheren Liga begann für die Turnerinnen des SV 1860 Minden gleich mit einem Novum. Vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass nun nicht nur Ganzkörperanzüge, sondern auch das Tragen von passenden kurzen Hosen zum Turnanzug gestattet ist. „Gegenüber den teuren und kaum erhältlichen Ganzkörperanzügen, gehört eine kurze Hose inzwischen zur Standartausstattung im Training und ist daher direkt verfügbar“, so Trainer Frank Eigenrauch. „Unsere Mädchen waren entsprechend begeistert und es war sofort klar, dass alle in Hose antreten.“
Damit begann auch gleich der Stress des Trainers am Wettkampftag. Als erstes musste geklärt werden ob die getragenen Hosen zugelassen sind. Dann musste bei der Auslosung der Gerätefolgen eine Bevorzugung beantragt werden, da 2 Turnerinnen den Wettkampf früher verlassen mussten um den Varietèabend am Besselgymnasium mit zu gestalten.
Der Stufenbarren, als erstes Wettkampfgerät, musste dann noch schnell umgebaut werden, da eine der Turnerinnen einen so weiten Abgang turnt, dass sie die geplante Landezone „überfliegt“.
Für die anderen Turnerinnen war dann ein Rückbau notwendig.
Danach erfolgte das rituelle Meckern über das Gerät. Zu hoch, zu tief, zu weich , zu hart und auf jeden Fall zu rutschig. Jede Turnerin hat hier ihre eigene Meinung, die sie unbedingt noch ihrem Trainer mitteilen muss.
Der erste Schweiß des Tages floss daher zunächst beim Trainer.
Nachdem jedoch bereits die erste Turnerin, mit einer schwungvollen und technisch sauberen Übung, weit über 11 Punkte erturnte, war das Alles vergessen.
In der Folge turnten alle, unter begeisterten Anfeuerungsrufen, energiegeladene Übungen die zu immer höheren Wertungen führten.
Den Abschluss machte Nancy Schönbeck mit der dritthöchsten Bewertung des Tages.
Lediglich zwei Turnerinnen aus dem Leistungszentrum Bünde erreichten an dem Tag ein paar Zehntelpunkte mehr.
Somit setzen die Mindener Turnerinnen am ersten Gerät bereits ein starkes Signal, dass mit ihnen zu rechnen ist.
Entsprechend motiviert ging es nun zum Schwebebalken, der allgemein als Zittergerät gefürchtet ist.
Hier gab es dann auch die erste „kalte Dusche“ des Tages.
Obwohl die Übungen sauber und ohne große Wackler oder Stürze durchgeturnt wurden, blieben die Wertungen auf sehr niedrigem Niveau. Gegenüber den Bewertungen aus der Relegation erreichten die Turnerinnen hier im Schnitt einen ganzen Punkt weniger.
Verwirrung und Enttäuschung machten sich daher in der Mannschaft breit.
Nach einigen Gesprächen mit den anderen Vereinen, stellte sich jedoch heraus dass es allen anderen hier auch so erging. Die Relation zwischen den Leistungen der Mannschaften stimmte, die Wertungen waren nur etwas härter als gewohnt aber dennoch korrekt.
Entsprechend erleichtert konnte man sich nun den dritten Gerät, dem Boden, zuwenden.
Leider lief es hier für die Mindenerinnen nicht so gut.
Lena Hoppe verletzte sie sich bei der Landung eines gymnastischen Sprunges am Fuß. Sie ließ sich jedoch kaum etwas anmerken und turnte ihre gesamte Übung scheinbar unbeeindruckt zu Ende. Erst nach der Übung wurde klar, wie schmerzhaft die Verletzung war und dass ein weiterer Einsatz in dem Wettkampf ausgeschlossen werden musste.
„Lena ist wirklich tough“, so Trainer Eigenrauch. „Die meisten anderen währen wahrscheinlich weinend von der Bodenfläche gehumpelt aber sie hat das für die Mannschaft durchgezogen“.
Dennoch war das für die Turnerinnen des SV 1860 Minden ein herber Schlag, denn für das nächste Gerät fiel sie nun aus. Zusätzlich verabschiedeten sich zwei Turnerinnen nun zum Varietèabend.
Entsprechend angespannt ging es für die restliche Mannschaft nun zum Sprung.
Bereits beim Einturnen zeigte die Mannschaft großen Kämpfergeist. Der Einsatz von Lena am Boden sollte nicht umsonst gewesen sein.
Im Wettkampf machte dann zunächst Elina Dorn mit einer Wertung von 11,55 Punkten klar, dass nun eine sprungstarke Mannschaft am Gerät ist.
Als nächstes haute Franziska Günther gleich den drittbesten Sprung der gesamten Konkurrenz raus und erreichte damit hervorragende 12,50 Punkte.
Doch Celina Gossen setzte noch einen drauf. Nachdem bei der Relegation noch zwei Bünder Turnerinnen besser waren, ließ sie nun nichts mehr anbrennen und erreichte mit 12,55 Punkten die höchste Wertung des Tages.
Insgesamt erreichten die Mädchen des SV 1860 Minden den vierten Platz in einer sehr hochklassigen Liga mit 8 Mannschaften."
Mannschaftsergebnisse der Liga:
Platz Verein Punkte
1 BTW Bünde 148,75
2 MTV Bad Oeynhausen 148,70
3 KTV Bielefeld 142,65
4 SV 1860 Minden 141,50
5 BSC Blasheim 136,85
6 TVC Enger 136,00
7 TuS Jöllenbeck 134,70
8 TG Schildesche 134,10
Franzi bei der Sprungübung