Pentathlon . Moderner Fünfkampf. Was steckt dahinter ?
15.08.2021 Nicht erst seit Olympia ist Pentathlon, auch moderner Fünfkampf genannt, in aller Munde. Es müssen fünf völlig unterschiedliche Sportarten perfekt beherrscht werden und innerhalb nur weniger Stunden im direkten Vergleich mit anderen Sportlern oder Sportlerinnen absolviert werden. Hier das Logo:
Wie gut zu erkennen, muss mit einer Pistole geschossen und mit dem Degen gefochten werden. Schwimmen, Springreiten und ein Querfeldeinlauf sind die weiteren Sportarten.
Da wir in unseren Reihen einen modernen Fünfkämpfer haben, der sogar schon einmal Weltmeister in seiner Altersklasse geworden ist, nachstehend ein Bericht über Reinhold Fischer.
Reinhold Fischer ist fasziniert vom Modernen Fünfkampf. Seiner Meinung nach verlangt kein anderer Wettkampf von den Athleten so eine große Vielseitigkeit ab wie das Pentathlon, das seit Stockholm 1912 olympisch ist. Der 74-Jährige kommt selbst aus dem Reitsport und hat beim Fünfkampf festgestellt: „Das ist die Disziplin, die viele Athleten nicht beherrschen.“ Die besondere Schwierigkeit besteht allerdings auch darin, dass die Sportler nicht mit ihrem eigenen Pferd den Springparcours durchlaufen dürfen. „Der Veranstalter stellt die Pferde und jedem Athleten wird eins zugelost“, erklärt Fischer. Dann haben die Fünfkämpfer zehn Minuten Zeit, das Tier kennenzulernen und die Steigbügel für sich einzustellen. Es folgen vier Probesprünge, dann müssen die 12 bis 15 Hürden mit einer maximalen Höhe von 1,10 Meter genommen werden. „Viele meiner Wettkämpfe habe ich aufgrund der guten Reitresultate gewonnen“, erzählt der Ü60-Weltmeister von 2016.
Der Athlet des SV 1860 Minden hat 1976 seinen ersten Fünfkampf absolviert. Obwohl Fischer als selbstständiger Uhrmacher und Augenoptiker nicht das Trainingspensum wie vieler seiner Konkurrenten aufbringen konnte, hielt er mit den Sportsoldaten oder -studenten immer mit. Seitdem er bei den Altersklassen-Wettkämpfen startet, sehen die anderen Athleten beim abschließenden Querfeldeinlauf nur noch seinen Rücken. Fischers Titelsammlung ist lang: Neben dem Weltmeistertitel im Einzel und mit der Mannschaft (2013) darf er sich auch Landesmeister, Deutscher Meister, WM-Dritter und auch Europameister nennen. Im kommenden Jahr wird die Senioren-Weltmeisterschaft im finnischen Helsinki ausgetragen. Darauf trainiert der 1860-Athlet nun hin.
Überhaupt das Training. Der Moderne Fünfkampf ist extrem trainingsintensiv. Fischer steuerte immer seinen Alltag danach, war vor der Pandemie sieben Tage in der Woche entweder am Fechten, Laufen, Schwimmen, Schießen oder Reiten. „Es ist unerlässlich im Fünfkampf, sich quälen zu können“, sagt er. Das Ehrenmitglied des SV 1860 hatte damit nie Probleme: „Der Wille dazu kam immer aus mir selbst heraus.“ Fischer bedauert es, dass es für seine Sportart kaum Nachwuchs gibt. In Minden gibt es schließlich die Möglichkeit, alle Disziplinen zu trainieren. „Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn sich Interessierte bei uns melden würden“, sagt er.
Der 74-Jährige fühlt sich noch immer topfit. Er war nie verletzt, kaum krank oder erkältet. Er liebt die Kombination von Kraft, Ausdauer, geistige Ruhe, Hochgeschwindigkeit und schnelles Reaktionsvermögens. Auf Letzteres kommt es vor allem beim Degenfechten an. Die Athleten treten im Modus „Jeder gegen jeden“ an. Jede Runde dauert nur 60 Sekunden, ein Treffer reicht zum Sieg. Deshalb geht Reinhold Fischer auch immer voll auf Angriff. „Wer nicht in den Strafraum geht, kann auch keine Tore schießen“, vergleicht er. Der Espelkamper bevorzugt Treffer an der Hand und am Arm. Was das gleichzeitig für ein konditioneller Aufwand ist, beweist das Pensum von Annika Schleu: Die Berlinerin musste in Tokio 35 Duelle bestreiten. Davon entschied sie 29 für sich und erhielt 274 Punkte – ein hervorragender Wert.
Eine Sache gibt es allerdings, die Fischer stört: der sogenannte Laser-Run. Seit 2009 sind Laufen und Schießen kombiniert, es ähnelt dem Biathlon. Dazu wird seit 2010 mit einer Laserpistole geschossen und nicht mehr mit der Luftpistole. Das habe mit den einzelnen Disziplinen nicht mehr viel zutun. „Ich bin ein großer Feind davon und mag auch nicht die Laserpistole“, sagt Reinhold Fischer. Die Anforderungen an die Athleten haben sich durch die Kombination total verändert.“
Die Disziplinen unterlagen immer wieder Modifizierungen. Das Schwimmen wurde von 300 auf 200 Meter und der Querfeldeinlauf von 4.000 auf 3.000 Meter verkürzt, das Springreiten ersetzte den Geländeritt. Für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris hat das IOC bereits weitere Änderungen geplant. Alle Wettbewerbe werden innerhalb von 90 Minuten an einem Ort abgehalten. Nach jeder Disziplin scheiden Sportler aus, so dass nur zwölf Athleten das Finale bestreiten. Damit wird der olympischen Kernsportart noch mehr von ihrer Ursprünglichkeit genommen.
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