Adam Robak ein Fecht-Trainer den sich jeder Verein wünscht
14.08.2021 Die jetzt beendete Olympiade in Tokio hat dazu geführt, dass man sich auch in Minden wieder an seine Top-Trainer hier vor Ort erinnert und gerne von ihren Erfahrungen und Erlebnissen hört. "Olympia hat seine eigenen Gesetze. Die Teilnehmerfelder sind kleiner und es gibt im Gegensatz zu Welt- oder Europameisterschaften daher einfach keine schwachen Gegener mehr", so die Worte von Adam Robak unser Fecht-Trainer beim SV 1860 Minden.
Und Robak weiß, wovon er spricht. schließlich hat auch er schon an Olympischen Spielen teilgenommen und 1980 in Moskau Bronze mit der polnischen Florett-Mannschaft geholt. Zwei Jahre zuvor war er in Hamburg mit dem polnischen Florett-Team schon Weltmeister geworden. Seinen größten Einzel-Erfolg feiert er im Jahr 1979, als er die traditionsreiche und prestigeträchtige „Challenge Martini“ in Paris, mit mehr als 400 Fechtern das größte Einzel-Turnier der Welt, für sich entscheidet. Da ist Robak auf dem Höhepunkt seiner Karriere. „Es waren mehr als 10.000 Zuschauer in der Halle und haben gejubelt. Die Franzosen haben jedoch nicht nur ihre eigenen Landsleute angefeuert, sondern alle Sportler unterstützt – sie haben halt Ahnung vom Fechten.“
Der 1957 geborene Sportler kommt bereits in jungen Jahren in seiner Heimat zum Fechten. „Mit zwölf Jahren habe ich 1969 mein erstes Turnier gewonnen“, erinnert sich Robak. „Und als ich mit angesehen habe, wie 1972 bei den Olympischen Spielen in München der Pole Witold Wyda Gold im Florett-Einzel und mit dem Team gewann, wusste ich, dass ich auch einmal zu den Spielen möchte.“ Der Anfang einer schillernden Karriere. „Ich war schnell und daher gut geeignet für das Florett- oder das Degen-Fechten. Ich habe mich schließlich für das Florett entschieden, denn beide Waffengattungen zu betreiben war ein Ding der Unmöglichkeit“, sagt der Pole. Per Zufall wird sein großes Talent bei einer Nachwuchssichtung entdeckt. Es folgt der Start bei den polnischen Juniorenmeisterschaften und später der Sprung in die nationale Spitze Polens im Florettfechten.
Und auch hier geht der Weg von Robak steil nach oben. Ist der WM-Titel in Hamburg bereits ein einschneidendes Erlebnis für den damals 22-Jährigen, so ist die Olympia-Teilnahme in Moskau ein Jahr später auch ohne Goldmedaille der größte Meilenstein in der Karriere des begnadeten Fechters. „In Moskau waren es natürlich auch noch einmal ganz besondere Spiele – nicht zuletzt aufgrund des Boykotts der westlichen Staaten nach dem Einmarsch der damaligen Sowjetunion in Afghanistan“, erinnert sich Robak. „Man wurde auf Schritt und Tritt verfolgt und durfte nur mit seinem Sportlerausweis sich aus dem Olympischen Dorf begeben. Auch der Zutritt zu den Wettkampfstätten war ohne den Ausweis nicht möglich. Da haben sie absolut keine Ausnahme gemacht“, hat Robak die totale Kontrolle der Sicherheitskräfte noch genau in seinem Gedächtnis. „Man konnte sich beileibe nicht so frei bewegen wie bei einer WM. Doch am Ende hat die Bronzemedaille mit der Mannschaft für alle Einschränkungen entschädigt“, sieht Robak das Moskau-Erlebnis trotz vieler negativen Begleitumstände auch heute noch als das bedeutendste sportliche Highlight. Deshalb schaut er sich auch in Tokio viele Sportarten und Wettkämpfe an. „Ich bin echt zum Olympia-Fan geworden. Mich interessiert, in welche Richtung sich die Olympische Bewegung entwickelt.“
Seine Laufbahn ist jedoch nach den Spielen in der sowjetischen Hauptstadt noch keinesfalls zu Ende und hat zumindest noch einen großen Triumph parat. Im Jahr 1985 geht Robak als Sieger bei der Universiade, den Weltspielen der Studenten, im japanischen Kobe im Florett-Einzelwettbewerb erneut als Sieger von der Planche. Drei Jahre später beendet er seine aktive Karriere.
Seitdem vermittelt er sein ungeheures Fachwissen und seine reichhaltigen und lebendigen Erfahrungen von großen Wettbewerben als Fechttrainer an erfolgshungrige Kinder und Jugendliche weiter. Seine Laufbahn als Coach beginnt 1988 beim Berliner FC Grunewald. Von dort zieht es ihn zum OSC Berlin, wo er 18 Jahre unzähligen Talenten das Fechten beibringt und sie zu Turnieren begleitet. 2006 kommt er dann nach Minden, wo er seitdem zunächst für den MTV 1860 Minden und dann für den SV 1860 Minden auch Jungen und Mädchen aus heimischen Regionen den Sport näher bringt.
Adam Robak und Fiona Meyer (Foto Thomas Kuehlmann)
Gerade in der heutigen Zeit will der Coach seinen Teil dazu beitragen, dass sich das Bild vom Fechten wieder etwas ändert, auch wenn es wegen der Corona-Pandemie in den vergangenen anderthalb Jahren schwer war, Nachwuchs zu gewinnen. In der 15-jährigen Fiona Meyer hat er seit etwas mehr als zwei Jahren ein hoffnungsvolles Talent unter seinen Fittichen, das selbst auch einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen möchte. „Am liebsten würde sie schon 2024 in Paris starten“, scherzt Adam Robak, hält sich mit Prognosen über die Erfüllung des Traumes aber vornehm zurück. Schließlich möchte er mit seinen Voraussagen nicht noch einmal so daneben liegen wie bei den Medaillen-Chancen Max Hartungs bei der Olympiade in Tokio..